Naturschutzgebiet Totengrien

 

Das sich in Tropfenform von Norden nach Süden erstreckende knapp 3 Hektar große Naturschutzgebiet auf Gemarkung Istein grenzt im Westen fast bis an die Bundesautobahn

A 5, im Osten bildet die Landesstraße L 378 die Gebietsgrenze.

 

Sein Name leitet sich wohl von einer in der Nähe des jetzigen Schutzgebiets gelegenen Insel im Rhein ab (Grien kommt von Grün und bedeutet “bewaldete Insel”), auf der angeschwemmte Leichen beerdigt wurden.

Während der Eiszeiten war die Oberrheinische Tiefebene ein riesiger Kies- und Sandfang für das von den Schmelzwasserströmen der Gletscher aus den vereisten Gebirgen herantransportierte Gesteinsmaterial. Als der Rhein im Postglazial verstärkt Wasser führte, tiefte er sich in die eiszeitlichen Terrassenschotter ein und schuf so den ursprünglich mehrere Kilometer breiten Bereich der Aue.

Einst lag das Schutzgebiet in der Hauptrinne des Rheins, wo sich aufgrund der starken Strömung kein Feinmaterial, sondern ausschließlich grobe Kiese ablagern konnten. Auf diesem Substrat mit seinem hohen Skelettanteil konnte sich nur eine flachgründige Feinerdeauflage entwickeln.

Der Boden verfügt daher nur über eine geringe Wasserspeicherkapazität. Die jährlich fallenden Niederschläge (ca. 700 mm) können diese geringe Speicherleistung nicht kompensieren. Folglich stellt die Wasserversorgung an diesem Standort einen Minimumfaktor für das Pflanzenwachstum dar, so dass nur bestimmte, gegen Trockenheit unempfindliche Pflanzen gedeihen. Verstärkend kommt hinzu, dass die Fläche nicht mehr durch das Grundwasser beeinflusst ist, da seit Beginn der Tullaschen “ Rheinkorrektur” der Rheinwasserspiegel (Sohlenerosion etc.) und damit auch die Grundwasserstände absanken. Dadurch bedingt wichen auch hier, wie in der gesamten südlichen Rheinebene, ursprünglich vorhandene Auwälder einer steppenartigen Trockenvegetation.

Die Pflanzengemeinschaft des Schutzgebiets “Totengrien” ist in ihrer Form charakteristisch für den südbadisch-südelsässischen Raum. Die üblichen und verbreiteten Halbtrockenrasenpflanzen wie Steppen-Wolfsmilch (Euphorbia seguierana), Spargelschote (Tetragonolobus maritimus), Karthäuser-Nelke (Dianthus carthusianorum), Wundklee (Anthyllis vulneraria), Sonnenröschen (Helianthemum nummularium), Tauben-Skabiose (Scabiosa columbaria) u. a. finden genauso ideale Bedingungen wie fast alle einheimischen Orchideenarten, z. B. Brand-Knabenkraut (Orchis ustulata), oder Hummel-Ragwurz (Ophrys holoserica) und Mücken-Handwurz (Gymnadenia conopsea).

Notwendige Pflegearbeiten zur Erhaltung der artenreichen Halbtrockenrasen folgen einem durch die Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Freiburg erstellten Pflegeplan und umfassen sowohl die Mahd als auch das Entfernen von Goldrute und einigen Gehölzen. Auch hier werden die Arbeiten durch die Ortsgruppe Istein der Bergwacht Schwarzwald e.V. umgesetzt.

S. Schreiber/ U. Kerkhof, BNL Freiburg im Februar 2002

 

 

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